20.03.2018

Neue Kneipp-Mentoren

Kneipp in der Pflege als Schwerpunkt des Landesverbandes
Gerade haben wieder 41 Altenpfleger ihre Ausbildung als Kneipp-Mentoren abgeschlossen. Die Anwendungen helfen Bewohnern und Beschäftigten.

Bad Tabarz. Jedes Jahr bestimmt der Kneipp-Landesverband Thüringen einen Schwerpunkt seiner Arbeit. 2018 heißt das Jahresthema „Kneipp in der Pflege“, nachdem sich der Verein 2017 mit dem gesunden Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen beschäftigt hatte. Darauf machte Dr. Sigurd Scholze, der Vorsitzende der Thüringer Kneippianer und Arzt, in der Jahreshauptversammlung am Samstag in der Klinik am Rennsteig in Bad Tabarz aufmerksam. „Wir tagen immer hier, seit ich 2002 das Amt des Landesvorsitzenden übernommen habe“, sagt Scholze, selbst aus Bad Tabarz. „Das hat sich so ergeben.“ Der Kneipp-Landesverband Thüringen hat etwa 800 Mitglieder. Er war 1994 in Friedrichroda gegründet worden.

Wie viel Kneipp in der Pflege bewirken kann, das hätten Studien gezeigt. „2015 gab es über ein Jahr lang eine vergleichende Untersuchung zwischen einer Einrichtung, die mit der Kneippschen Lehre arbeitet, und einer ohne. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Die Beschäftigten empfanden weniger Stress und konnten ausgeglichener mit den Bewohnern arbeiten. Die Pflegebedürftigkeit der zu Betreuenden hat sich verringert und sie brauchten weniger Bedarfsmedikamente wie Schlaf- und Abführmittel“, berichtet Sigurd Scholze.

Bestätigen kann die guten Erfahrungen mit Kneipp auch Kati Wüstermann, die Leiterin des diakonischen Altenzentrums „Sarepta“ in Waltershausen. Dieses Pflegeheim war vor zwei Jahren als erste Kneipp-Senioreneinrichtung in Thüringen zertifiziert worden. Die fünf Säulen der Kneippschen Lehre kommen dort zur Anwendung – genau wie im diakonischen Zentrum „Spittergrund“ in Tambach-Dietharz. „Es ist schön, dass auch diese Einrichtung nachgezogen hat“, sagt Sigurd Scholze. Aktivierung durch Bewegung und Wasseranwendungen könne maßgeblich helfen, die Bewohner mit ihren Einschränkungen fit zu machen für die alltagspraktischen Aufgaben. Es sei schon viel erreicht, wenn sie dadurch wieder mit mehr Genuss essen und trinken.

Wichtig findet Dr. Scholze aber auch die Schulung der Sinne wie Tasten, Fühlen und Riechen. Dazu tragen zum Beispiel Kräuter auf vielfältige Weise bei – bis hin zur Ernährung. Oder, um Erinnerungen zu wecken. Zudem sollen die Bewohner kognitiv, aber auch spirituell aktiviert werden, um auch im Alter einen Lebenssinn zu entdecken. „Kurz und gut geht es um Körper, Geist und Seele. Die Ganzheitlichkeit ist der Erfolg des Konzepts.“ Denn nichts sei schlimmer, als wenn alte Menschen nur dasitzen, vor sich hinstarren und ohne Beschäftigung nichts mit sich anzufangen wissen.

In der vergangenen Woche haben gerade 41 Altenpfleger ihre Ausbildung zum Kneipp-Mentor erfolgreich abgeschlossen – 15 aus der Mediclin-Rennsteig-Klinik Bad Tabarz und 26 von der Diakonie im Landkreis Gotha, berichtet Sigurd Scholze. Die Klinik am Rennsteig strebe das Kneipp-Zertifkat ebenfalls an und befinde sich gerade in der zweijährigen Bewährungsphase. „Während im bestehenden Bau Voraussetzungen zum Beispiel für Kneippsche Wasseranwendungen nachgerüstet wurden, werden sie beim Neubau der Mediclin-Pflegeeinrichtung ganz in der Nähe gleich mit vorgesehen“, freut es den Kneipp-Landesverbandschef.

Text und Foto: Claudia Klinger / Thüringer Allgemeine 20.03.18

Bildunterschrift: Sigurd Scholze, Vorsitzender des Kneipp-Landesverbandes Thüringen, übergab zur Jahreshauptversammlung in Bad Tabarz drei Ehrenurkunden – an (von links) Jutta Marthold aus Brotterode, die Schriftführerin, an Maaren Rösler, Leiterin des Kneipp-Kindergartens „Bummi“ in Weimar, und an Kati Wüstermann, Leiterin des diakonischen Altenzentrums „Sarepta“ in Waltershausen, die erste Kneipp-Senioreneinrichtung in Thüringen.