Festakt 70 Jahre BHM

Der Bodelschwingh-Hof Mechterstädt feiert am 10. Mai 2019 sein 70-jähriges Bestehen und eine unglaubliche Entwicklung des diakonischen Unternehmens im Landkreis Gotha. Zum Jubiläum wird in einem inklusiven Theaterprojekt das Musical „Kwela, Kwela“ im Landestheater Eisenach von Schauspielern des Theaters und Menschen mit Behinderungen aufgeführt.

Hier finden Sie die Mitschnitte zur Aufführung von "Kwela Kwela!", eine Dokumentation über die zweitägigen Proben, die Festrede von Pfarrer Volker Bomm und die Einführungsrede zum Musical durch Musiktherapeut Nico Klinkhardt.

Zur Geschichte:
Der Bodelschwingh-Hof war am 8. April 1949 im Auftrag des Hilfswerkes der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen gegründet worden. Gärtnermeister Gustav Vogel sollte auf brachliegendem Land der Kirchengemeinde Mechterstädt eine Gärtnerei aufbauen. Dort sollten Entwurzelte des Krieges und der Nachkriegszeit einen Zufluchtsort finden. Vogel war selbst kriegsversehrt und heimatvertrieben. Er suchte selbst eine neue Existenz für seine Familie. 1953 wurde das erste Wohnheim für 50 Personen fertiggestellt, 15 davon arbeiteten in der Gärtnerei.
Insbesondere in den letzten 30 Jahren hat der Bodelschwingh-Hof seine Angebote für Menschen mit Behinderungen um ein Vielfaches erweitert. 1986 wurde als erste Außenstelle ein Wohnheim für Menschen mit Behinderungen in der Bergallee in Gotha eröffnet. Damals standen insgesamt 70 Menschen, die auf dem Hof lebten und arbeiteten, 46 Betreuungskräfte zur Verfügung. (Übrigens bekam der Bodelschwingh-Hof 1984 seinen ersten Dienstwagen– einen Trabant. Ein Jahr später gab es den ersten Traktor, einen Belorus MTS 50.)

Ein kleiner Teil der Bewohner arbeitete in der Gärtnerei in Mechterstädt. Weitere Arbeitsangebote entstanden erst Anfang der 80iger Jahre in den Bereichen Küche, Hausmeisterei und Verwaltung in Mechterstädt und sechs Arbeitsplätze in Stockhausen. Erst nach der Wende wurde die erste Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in Mechterstädt gebaut.
Anfang der 90iger Jahre fing der Bodelschwingh-Hof an, seine Dienste nach und nach im ganzen Landkreis Gotha aufzubauen. Die Zahl der Mitarbeitenden verdreifachte sich bis Ende der 90er Jahre auf 147. Die Zahl der Heimbewohner stieg um ein Drittel und in der Werkstatt wurden 300 Menschen beschäftigt. Hinzu kamen vielfältige ergänzende Angebote: Bildung und Begleitung, Berufsbildung, Förderbereich, Seniorentagesstätte, Familienunterstützender Dienst, Reha-Sport, Musikprojekte, Urlaubsangebote oder auch Theaterprojekte.
Inzwischen hat der Bodelschwingh-Hof 345 Mitarbeitende. In den fünf Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und für Menschen mit psychischen Erkrankungen sind über 600 Beschäftigte. Sie arbeiten in Mechterstädt, Gotha und Waltershausen in der Montage, im Metallbereich, in der Tischlerei, der Keramikwerkstatt, im Garten- und Landschaftsbau, Küche, Kantine und Wäscherei.
In den sieben Wohnheimen leben über 200 Menschen aller Altersgruppen. Es gibt die Möglichkeit über das Ambulant Betreute Wohnen, in einer eigenen Wohnung oder Wohngruppe selbständig zu leben. Die jüngste Bewohnerin wurde 2019 geboren, die beiden ältesten sind 86 Jahre alt.

In Sachen Arbeit beschreitet der Bodelschwingh-Hof inzwischen neue Wege. Neben den Werkstattplätzen gibt es ausgelagerte Arbeitsplätze in Inklusionsunternehmen und über den ambulanten Fachdienst „InJob“ und das Budget für Arbeit werden Menschen passgenau auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt.
Hintergrund dieser Entwicklung ist der Beschluss der Bundesregierung im Dezember 2016 über das Bundesteilhabegesetz zur Inklusion von Menschen mit Teilhabebedarfen und der UN-Behindertenrechtskonvention 2008. Darin geht es darum, was behinderte Menschen brauchen, um wirklich am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.
Als Einrichtung der Diakonie arbeitet der Bodelschwingh-Hof Mechterstädt e.V. heute im Verbund mit dem Diakoniewerk Gotha und gestaltet die diakonische Arbeit auch über den Betrieb von Tochterfirmen wie die Josias Löffler Diakoniewerk Gotha gGmbH, die Diakoniesozialstationen gGmbH und die Diakoniewerk Gotha gGmbH. Zu den Arbeitsfeldern gehören damit neben der Behindertenhilfe, die Altenhilfe, die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, Flüchtlingshilfe und Hilfe für Menschen in Notlagen.