Austausch gibt Kraft zum Weitermachen
Ehrenamtliche im Bereich Flüchtlingshilfe sind am Montag, den 27. Mai 2019, von 15:00 bis 16:30 Uhr, in das Haus der Generationen in Waltershausen, Schulplatz 4, zur Gesprächsrunde mit Supervision eingeladen. Initiatorin ist die Koordinierungsstelle für Ehrenamt in der Flüchtlingsarbeit des Diakoniewerk Gotha.
Hier eine Geschichte aus dem Alltag von Ehrenamtlichen, die mit Flüchtlingen arbeiten:
Jeden Abend geht er los zur Nachtschicht. Er sieht müde aus. Wieder hat er tagsüber nicht schlafen können. Zu laut. Zu viele Menschen im Raum. Der junge Mann kommt aus Afghanistan. Er lebt als Flüchtling in einem Mehrbettzimmer. Dafür zahlt er 150 Euro aus eigener Tasche. Die Fenster lassen sich nicht richtig schließen. Es tropft von der Decke, wenn oben sauber gemacht wird. Es gibt drei Toiletten für eine Etage, aber nur eins ist nutzbar. Genauso die Duschen.
Fallbesprechung im Mehrgenerationenhaus Waltershausen. Sophia Dobritzsch vom Diakoniewerk Gotha und Koordinatorin für das Ehrenamt in der Flüchtlingsarbeit sitzt mit den Ehrenamtlichen Hanne Adams und Ute Ferme zusammen mit dem Supervisor. Ute Ferme macht sich Sorgen um den jungen Afghanen: „Er sieht schon ganz krank aus. Wie soll er schlafen, wenn die anderen feiern? Und das Sozialamt weigert sich, den Umzug aus der Gemeinschaftsunterkunft in eine Wohnung zu genehmigen.“ Ute Ferme ist 52 Jahre alt und hat, solange sie denken kann, ehrenamtlich gearbeitet. Im Sport. In der Kirche. Beim Singen. Seit 2013 mit Flüchtlingen. „Es gibt gute und schlechte Tage. Manchmal fühle ich mich ohnmächtig. Da tut die Gesprächsrunde gut.“
Hanne Adams, 71 Jahre, nickt zustimmend. Sie ist seit 13 Jahren als Ehrenamtliche für Flüchtlinge unterwegs. „Wir helfen uns hier gegenseitig. Das darüber Sprechen ist das Verarbeiten der Probleme. Wir tauschen unsere Erfahrungen aus und daraus ergibt sich der nächste Schritt.“ Unter den Menschen, die Hanne Adams betreut, ist ebenfalls ein junger Afghane mit ähnlichen Problemen.
Für ihn hat Hanne Adams einen Vermieter gefunden, der bereit ist, für den jungen Afghanen einen Mietvertrag mit nur einem Monat Kündigungsfrist herauszugeben. Abgelehnt. Das Sozialamt habe die Befürchtung, dass es die Miete weiterzahlen muss, wenn er abgeschoben werden würde, sagt Hanne Adams. Sie hat angeboten, die Miete in dem Fall zu übernehmen. Es führt kein Weg rein. „Ich verstehe das nicht. Dem Sozialamt entstehen keinerlei Kosten! Kein Gesetz schreibt vor, einem Geflüchteten, der noch im Asylverfahren ist und seinen Lebensunterhalt selbst bestreitet, den Umzug in eine private Wohnung zu verweigern." Die Frauen geben nicht auf. Machen sich gegenseitig Mut. Bekommen Unterstützung und Hilfe durch den Gesprächskreis.
Plötzlich Licht am Horizont. Es tut sich was. Im Hintergrund neue Gespräche zwischen verschiedenen Ämtern. „Wir können jetzt einen Antrag auf Aufhebung der Wohnsitzauflage stellen“, freut sich Hanne Adams. So geht es Stückchen für Stückchen voran.
Hanne Adams wundert sich, dass nicht mehr Menschen zur Gesprächsrunde kommen. „Der Austausch gibt so viel Kraft zum Weitermachen. Ich kann neue Kontakte knüpfen, die mir bei meiner ehrenamtlichen Arbeit weiterhelfen.“ Ute Ferme ist froh, dass sie hier Hanne Adams getroffen hat. Beide suchen weiter nach Wegen, bis eine gute Lösung für den jungen Afghanen und für andere junge Menschen gefunden ist.