Arbeiten auf dem Pferdehof für Menschen mit psychischen Erkrankungen
Für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist es selten einfach, eine Tätigkeit aufzunehmen. Gerade nach Phasen mit wenig Antrieb, brauchen viele einen angemessenen Einstieg in das Beschäftigungsleben. Seit Frühjahr 2022 bietet der Bodelschwingh-hof Mechterstädt e.V. dafür ein Arbeitstraining auf einem Pferdehof in Ballstädt an.
„Nach etwas mehr als einem Jahr können wir festhalten, es ist wirklich eine schöne Sache“, findet Gerry Göring, der als Besitzer des Hofes für den Bodelschwingh-Hof arbeitet und die Arbeitstrainings leitet, „die Leute kommen her, sind an der frischen Luft und von Tieren umgeben. Hier arbeiten, essen und lachen wir gemeinsam“, meint Gerry Göring weiter.
Inmitten von Pferden, Kühen, Gänsen und anderen Tieren finden bis zu einer Handvoll Helferinnen und Helfer pro Tag zu neuem Selbstvertrauen und neuer Stärke. So geht es den Verantwortlichen für die Eingliederungshilfe (SGB IX) vom Bodelschwingh-Hof darum, dass Menschen zurück in eine Tagesstruktur finden, dass sie möglichst selbstständig und pünktlich den Weg nach Ballstädt meistern und dass sie anhand ihrer geleisteten Arbeit erkennen, wozu sie in der Lage sind. Gleichzeitig wird dieses Angebot genutzt, um zu testen, wie belastbar eine Person ist, die beispielsweise ein Praktikum oder gar eine dauerhafte Beschäftigung anstrebt.
„Mir hilft es vor allem, den Kopf freizubekommen. Ich kann mich hier super ablenken und es tut einfach gut, wenn ich Anerkennung für meine Arbeit erhalte“, erklärt Mario Hahn, der am Arbeitstraining teilnimmt. Wie Gerry Göring berichtet, gehören zu den Aufgaben, „dass die Pferde gefüttert, getränkt und gepflegt sowie die Ställe ausgemistet und neu eingestreut werden. Außerdem werden Stallgasse und Platz sauber gehalten. Zu den Arbeiten zählen ebenfalls Zaun- und Koppelbau sowie die Objektpflege. So werden einmal in der Woche die Umkleide- und Aufenthaltsräume gereinigt“.
Ein normaler Tag auf dem Pferdehof beginnt 9 Uhr mit einem Frühstück. „Während wir morgens gemeinsam essen, besprechen wir, welche Arbeiten anstehen und wer sich was davon zutraut“, so Gerry Göring. Die Tätigkeiten selbst werden angeleitet und damit sich niemand scheut Fragen zu stellen, wird auf dem Hof ein lockerer Umgangston gepflegt. Gegen 13 Uhr gibt es etwas zum Mittag und anschließend werden Kleinigkeiten erledigt oder Gespräche geführt. „Und dann ist 14 Uhr für alle Feierabend“, schließt Gerry Göring seine Ausführungen.
Wer sich für das Arbeitstraining kann sich im Teilhabezentrum Gotha (Gartenstraße 14) oder telefonisch (03621 219 315) melden. Einen Tipp hat Gerry Göring noch: „Arbeitsschutzschuhe brauchen wir nicht, aber es wäre schon praktisch, Wechselsachen dabei zu haben. Dass die Kleidung dreckig wird, können wir auf dem Pferdehof nicht ausschließen.“